Dass der Widerstreit der Erzählungen das künstlerische Geschäft belebt, zeigt Jochen Hicks Dokumentarfilm ‚Der Ost-Komplex‘ (Panorama). Der widersteht nämlich der Versuchung, die Stasi-Opfer-Zeitzeugengeschichte zu verfilmen, mit der Mario Röllig heute in Schulen und auf CDU-Veranstaltungen DDR erklärt. Bei aller Vertrautheit mit seinem Protagonisten hält Hick immer wieder antagonistische Vergangenheitsentwürfte gegeneinander (Vera Lengsfeld, die gegen Egon-Krenz-Lesungen demonstriert), um auch die mitunter komische Nähe der beiden scheinbar weit voneinander entfernten Erinnerungsfraktionen vorzuführen, die auf die DDR als Legitimationsgrund bis heute angewiesen sind.