Mario Röllig


... Jahrgang 1967, aus SED-treuem Elternhaus und schwul,
ist einer der jüngsten und viel gefragter ‚DDR-Zeitzeuge‘.

Er macht Führungen

in dem zur Gedenkstätte umgewandelten ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen, in dem er selbst 1987 einsaß. 1985 befreundet sich der offen schwule Röllig in Budapest mit einem Politiker aus West-Berlin. Der Fluchtversuch in den Westen über Ungarn im Jahre 1987 misslingt jedoch. Der ehemalige Kellner am Ost-Berliner Flughafen und spätere Zigarrenverkäufer im West-Berliner KaDeWe hält heute Vorträge vor Schulklassen, an US-Universitäten und vor der konservativen Partei, in der er selbst Mitglied ist.

Mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Mauer

ist der Kampf um die Deutungshoheit über Geschichte und Bedeutung der DDR in vollem Gange. Röllig diskutiert mit Politikern, beteiligt sich an Mahnwachen und Demonstrationen und stößt dabei mit Sympathisanten der ehemaligen DDR sowie Befürwortern sozialistischer und kommunistischer Gesellschaftsentwürfe zusammen. Diese sehen in Menschen wie Röllig Geschichtsverfälscher und Kommunistenhasser im Auftrag des herrschenden Systems. Doch der Zeitzeuge habe eben immer Recht. Er sei der größte Feind des Historikers, denn man könne ihn so schwer widerlegen.

Mario Röllig ist kein Intellektueller

Er spricht viel über die DDR. Seine Geschichte habe ihn politisch und zum Verneiner gesellschaftlicher Utopien gemacht. Den Begriff „Freiheit“ verwendet er oft. Auch spricht Röllig über die Vorzüge des Kapitalismus, doch was versteht er darunter? Rölligs Gegenspieler dagegen beharren auf gesellschaftlichen Utopien. Aber sie sprechen erstaunlich wenig über die ehemalige DDR.

Wie funktionieren Zuhören, Gespräch, Verständigung

... Streit und Konfrontation auf dem Minenfeld deutsch-deutscher Geschichtsaufarbeitung, welches noch heute mit Tabus und Redeverboten durchsetzt scheint. Und was macht dies mit einem Menschen wie Röllig, der seine für ihn traumatisierende Geschichte bereits mehr als 1000 Mal vorgetragen hat. Einer, der auf Entschuldigungen von seinen ehemaligen Peinigern wartet, während sich diese nicht schuldig fühlen. Und welchen persönlichen oder sozialen Gewinn bezieht Röllig für sich daraus.

Der Ost-Komplex

beobachtet Rölligs Führungen und Begegnungen. Der Film begleitet ihn zu seiner Familie, zu ehemaligen Kollegen und Gegenspielern und erzählt ganz nebenbei die dramatische Lebensgeschichte, aus der er seine Antriebskraft bezieht.

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